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Ausgangsbetrachtung
Stalaktiten-Grotte Tham Khao Luang in Phetchaburi
Fahrt in den Süden
Thailand/Krabi 7.11.2013
Stalaktiten-Grotte Tham Khao Luang in Phetchaburi
Während meiner letzten Nacht im wunderbaren Eastin Hotel prasselte der Regen heftig gegen die massiven Fensterscheiben im dreißigsten Stock. Die endgültige Abreise aus Bangkok stand vor der Tür. Kurz nach neun Uhr morgens holte mich Saran ab und wir starteten unsere letzte gemeinsame Reise Richtung Südthailand. Ziel war die Stadt Krabi in der gleichnamigen Provinz, die der Ausgangspunkt für zahllose schöne Strände in der Umgebung und die Inselwelt vor der Küste ist. Es regnete noch eine Weile weiter, was aber nicht wirklich störte, da wir uns ohnehin zuerst einmal aus dem Großraum Bangkok entfernen mussten. Der erste Teil der Strecke war mir schon durch unsere Fahrt zu den Floating Markets von Damnoen Saduak von der Zentralthailand-Rundreise bekannt. Auf der linken Seite sah ich Teiche zur Salzgewinnung aus Meerwasser, wobei das Salz erst nach ca. zwei Monaten geschöpft werden kann. Auf der anderen rechten westlichen Seite tauchten dann die ersten Kalksteinformationen an der Grenze zu Myanmar auf.

Stoffkrokodile als Schutz gegen Affen am Auto
Nördlich der Stadt Phetchaburi liegt die Stalaktiten-Grotte Tham Khao Luang, die wir ansteuerten. Dieser Kultort mit Chedi und Buddha-Figuren ist offenbar eine der bedeutenderen Höhlen in Thailand. Rama V. hatte hier Buddha-Figuren aufstellen lassen, die er seinem Vorgänger Rama IV. gewidmet hatte. Die Höhle lässt auch Sonnenlicht einstrahlen, was die zentrale Buddha-Figur noch besser zur Geltung bringt. In einer Nische ist ein sehr großer Liegender Buddha untergebracht. Die Höhle hat drei Kammern, wobei in der zweiten und dritten Kammer eine Anzahl kleinerer Figuren verschiedener Stilrichtungen und Größen steht. Schon an der Auffahrt fielen mir die vielen lästigen Affen mitten auf der Straße im Nebel auf. Am Parkplatz versuchten dann findige Geschäftsleute Futter an den Mann zu bringen. Auf das Auto konnte gegen Gebühr ein Stoffkrokodil gelegt werden, vor dem die dummen Affen Angst haben und den Wagen in Ruhe lassen. Mir ging dieses Getue eher auf die Nerven. Es war überall sehr schmutzig und der Weg zur Höhle von der Nässe und dem jahrelangen nicht entfernten Dreck extrem rutschig. Ich fand die Höhle ganz interessant, doch wirklich begeistern konnte sie mich nicht.

Phra-Nakhon-Khiri Geschichtspark westlich von Phetchaburi
Westlich von Phetchaburi erheben sich drei große Hügel majestätisch über die Stadt. Auf diesen nicht ganz hundert Meter hohen Hügeln liegt Phra Nakon Khiri, die „Himmlische Bergstadt“ und ehemaliger Sommerpalast von König Mongkut (Rama IV.). Eine Zahnradahn führt zur königlichen Anlage, die im Jahr 1988 zum Geschichtspark erklärt wurde. Der Palast aus den 1850er Jahren besteht aus verschiedenen Thronhallen, Villen, Tempel und anderen Gebäuden und ist eine gewagte Mischung aus thailändischer und ausländischer meist westlicher Architektur im neo-klassischen Stil. Am westlichen Kegel liegen der Königspalast und das Observatorium, denn der König war ein guter Amateurastronom. Am zentralen Hügel steht der vierzig Meter hohe weiße Chedi, während der königliche Tempel am östlichen Kegel thront. Der gesamte Komplex ist von Bäumen, Pflanzen, Felsen, Grotten und schwer begehbaren rutschigen Wegen umgeben und liefert einen schönen Blick auf Phetchaburi. Im angeschlossenen Nationalmuseum lassen sich königliche Objekte und Räume, Skulpturen aus Bronze und Messing, Keramikgegenstände aus China und Japan, sowie europäische Vasen bewundern.

Strandpromenade im Fischerdorf Cha-am
Etwa vierzig Kilometer weiter südlich liegt das Fischerdorf Cha-am, das sich seit Mitte der 1980er Jahre zum Wochenendziel für die Bewohner Bangkoks entwickelt hat. Der lange Sandstrand ist nicht unhübsch, doch die Art der Thailänder hier Ferien zu machen, zieht mich nicht besonders an. Es ist eher eine Art Camping mit ständigem Essen und Trinken, sowie der Besuch der Strandbars als das Erlebnis im Wasser, das die Einheimischen an diesen Ort bringt. Saran erzählte mir, dass er mit seiner Familie auch gerne über das Wochenende hierher kommt.

Auf halbem Weg zwischen Cha-am und der nächsten Stadt Hua Hin liegt der Mareukathayawan-Palast (Palast der Liebe und Hoffnung), die einfache aber anmutige Sommerresidenz von Rama VI. Der vergoldete Teakholzbau wurde im Jahr 1923 nach den Plänen eines italienischen Architekten entwickelt und in nur sechzehn Tagen aufgebaut. Er liegt innerhalb eines schönen Gartens und grenzt auf der anderen Seite direkt ans Meer. Nach dem Tod des Königs verfiel der Bau und erst seit den 1970er Jahren wird er restauriert. Die Renovierungsarbeiten dürften, soweit ich das erkennen konnte, in der Zwischenzeit fast beendet sein,
Mareukathayawan-Palast
doch bei einem derartigen Bauwerk aus Holz bleibt laufend, Arbeit zu erledigen. Leider war der Innenbereich an diesem Tag nicht zugänglich, obwohl es dafür keinen ersichtlichen Grund gab, und Schülergruppen sehr wohl zugelassen waren. Das fand ich sehr schade, aber in diesem Fall blieben die Thai wieder einmal stur. Ich war enttäuscht. Trotzdem gefielen mir die vielen Hallen, Gänge, Veranden und königlichen Wohnräume auch von außen sehr gut und ich war froh, hier gewesen zu sein.

In Hua Hin, dem ältesten Badeort Thailands, kamen wir an der Residenz des aktuellen Königs, dem Sommerpalast Klai Klangwon („fern von Sorgen“) vorbei. Dieser ist naturgemäß nicht zugänglich und mehr als ein paar flüchtige Blicke hinter die Zaunmauer in die Gartenanlage waren nicht möglich. Wir näherten uns langsam unserem Etappenziel, der kleinen Stadt Pran Buri, an. Vorher machten wir noch bei einem Verkaufsstand für Obst am Rande einer großen Ananasplantage Halt. Die Gegend war ländlich, ruhig und ein wenig malerisch. Ich fühlte mich wohl und genoss die fruchtigen frischen Ananasscheiben. Erstmals in meinem Leben sah ich auch bewusst einen Papaya-Baum, der gleich neben dem Kiosk stand. Ein Stück weiter lag ein ruhiger
Ananasplantage in der Nähe von Pran Buri
klarer Fluss mit bunten Kuttern am Ufer, eingebettet in die hügelige Landschaft. Nach zwei, drei erfolglosen Versuchen fanden wir schließlich in Pran Buri ein sympathisches Familienresort in Strandnähe, wo ich mich beruhigt entspannen konnte. Viel konnte ich vom Meer allerdings nicht erkennen, da es sehr dunstig war.

Am nächsten Morgen war das Wetter leider nicht besser. Es regnete leicht und die Sicht war schlecht. Wir verließen das Resort nach einem gemütlichen Frühstück, das uns die hübsche Tochter des Hauses servierte. Gleich in der Nähe lag ein kleiner Waldpark am Strand vor einem gewaltigen Kalksteinfelsen. Badestimmung kam bei diesem Wetter keine auf. Ein Stück weiter sah ich einen neu erbauten Tempel, der mir durch seine gold-braunen Farbtöne aufgefallen war. Links und rechts von den Stiegen bewachten zwei Riesen das Gebäude. Innen gefiel er mir allerdings nicht besonders. Als wir um die nächste Ecke bogen lag plötzlich ein langer hübscher Strand im Nebel auf unserer linken Seite. Er war völlig ungenützt und es gab auch keine Infrastruktur. Mir gefiel er jedenfalls und ich dachte, der Platz könnte Potenzial haben. Die Straße endete an einer Stelle, wo ein paar Kühe grasten.

Tempelanlage im Khao Sam Roi Yot Nationalpark
Schließlich verließen wir das idyllische Pran Buri und fuhren in den Khao-Sam-Roi-Yot Nationalpark ein. Der nur 98 Quadratkilometer große Park am Golf von Thailand bietet Meer, Sand- und Sumpfgebiete und ein Kalksteinmassiv mit zahlreichen Grotten. Den Namen hat der Park durch seine charakteristischen Kalksteinformationen. Übersetzt bedeutet er „Gebirge der dreihundert Bergspitzen“, die ganz plötzlich über der Sumpfebene bis zu 650 Meter aufsteigen. Wir fuhren langsam durch ein kleines Gebiet und blieben bei einer Tempelanlage zwischen Karstspitzen an einem Fluss stehen. Der große Wat streckte sich vor einigen Karsthügeln in die Höhe, was ein tolles Bild lieferte. Dahinter lagen noch die Mönchsunterkünfte. Der Boden war stark durchfeuchtet und die Mückenplage unerträglich. Ich fragte mich, wie man hier länger leben konnte. Zwei süße kleine Welpen bellten mich an und glaubten, mich erschrecken zu können. Ich musste fast lachen, ob dieses lächerlichen Vorhabens. Bevor wir den Nationalpark wieder verließen, kamen wir an einer Schrimps-Verarbeitung vorbei. Unter einem großen Zelt sortierten und bearbeiteten rund zwei Dutzend Frauen und Männer den frischen Fang.

Blick vom Wat Chong Kra Chok in Prachuap Khiri Kahn
Ein Stück weiter südlich steht auf einem Felsen in der beschaulichen Verwaltungsstadt Prachuap Khiri Kahn der Wat Chong Kra Chok. Wenn man die vielen Stufen über die Steintreppe am Gipfel geschafft hat, eröffnet sich ein grandioser Ausblick in alle Richtungen. Richtung Süden sieht man am Ende der langen Sandbucht Zuckerhut-Kalksteingebilde aus dem Wasser ragen. Im Landesinneren liegt am Fuß des Berges der zur Anlage gehörende große Basistempel mit den Nebengebäuden, auch ein toller Anblick. Etwas lästig sind die Unmengen von Affen, die hier leben und alles verschmutzen. Wenn man nicht aufpasst, ist man schnell seine Sonnenbrille oder seine Getränkeflasche los. Von unten lässt sich ein großes Loch im Felsen bestaunen, das von der Distanz wie ein riesiger Spiegel ausschaut.

Dann fuhren wir am anderen Ende der schönen Sandbucht in ein militärisches Sperrgebiet ein, das aber für Touristen zulässig war. Theoretisch war das Fotografieren verboten, doch die Strandlandschaft war zu schön dafür. Wir kreuzten die Landebahn eines kleinen Flughafens und ein militärisches Areal mit dem Namen „Wing 5“.
„Fingernagelbananen“
In einem kleinen Park turnten einige Languren-Affen auf den Bäumen herum und ließen sich artig auf den Schultern der Besucher fotografieren. In der nächsten schönen Sandbucht „Ao Manao“ liegt ein Touristenzentrum, das ursprünglich offenbar vor allem für Angehörige des Militärs gedacht war. Dort nahmen wir ein Mittagessen, bevor die Reise weiter ging. Wir waren am schmalsten Punkt Thailands, der nur eine Breite von zehn Kilometern aufweist, angelangt. Im Westen bildet der Nachbarstaat Myanmar und im Osten der Golf von Thailand die Grenze. In der Folge fuhren wir entlang palmengesäumter Straßen und auch die Zahl der Gummibaumplantagen begann, stark zuzunehmen. Thailand ist der weltgrößte Exporteur dieses Rohstoffs und die Hauptanbaugebiete liegen im Süden. Mehr als zwei Stunden später waren wir fast in Chumphon eingetroffen, als Saran noch bei einem Verkaufsstand in einer langen Reihe von Buden stehen blieb. Dort besorgte er uns „Fingernagelbananen“, eine spezielle Sorte, die wegen ihrer Form diesen Namen erhalten hatte. Gegenüber stand ein heiliger Schrein und fast alle vorbei fahrenden Autolenker gaben Hupsignale ab, wie das in Thailand üblich ist.
Schwerer Autounfall in der Nähe von Chumphon
Ich fragte mich, wie die Verkäuferinnen diesen Lärmpegel an der stark befahrenen Hauptstraße den ganzen Tag lang aushalten konnten. Wenige Kilometer weiter lag ein Auto mit der Seitenfläche im Straßengraben. Das sah nach einem schwereren Unfall aus. In Thailand wird sehr schnell gefahren und Sicherheitszonen gibt es so gut wie keine. Wenn etwas passiert, dann wird es rasch sehr ernst.

Wir hatten in Chumphon Station gemacht und ich schlief in einem Bungalow direkt am Meer. Der Küstenstreifen war für mich kein typischer Badestrand, doch offenbar für Einheimische in Ordnung, denn der Eigentümer hatte die Bungalowanlage erst jüngst erworben und traf gerade die Vorbereitungen für die kommende Saison. Im Bungalow stand ein Stoffsessel, den ich auch benützte, dessen Sitzfläche zum Schutz mit einer bereits aufgerissenen Plastikfolie überzogen war. Das erinnerte mich an Großmutters Zeiten vor hundert Jahren. Klar, dass man auf so einem Stuhl nicht ohne Zwischenlage sitzen konnte. Die Provinz Chumphon stellt eine Übergangsregion zwischen der buddhistischen Kultur des
Hat Sai Ri Strand bei Chumphon
thailändischen Kernlands und der stark islamisch geprägten der Malaiischen Halbinsel dar. Als ersten Programmpunkt besuchten wir die Admiral Prinz Chumphon Gedenkstätte. Prinz Chumphon, der Gründer der Königlichen Marine und Sohn von König Chulalongkorn, wurde in der Provinzhauptstadt geboren. Ich bestaunte das alte aber immer noch eindrucksvolle im Jahr 1975 ausgemusterte fast siebzig Meter lange Torpedoboot HMS Chumphon, das am Festland nahe an der Küste liegt. Man konnte über eine Leiter an Bord gehen und die für die damalige Zeit imposanten Waffen ansehen. Heute mit den ultramodernen Waffengattungen wäre so ein Schiff schnell erledigt. Dann fuhren wir den angrenzenden schönen Hat Sai Ri Strand entlang, wo Einheimische in kleinen Picknick-Kiosken mit Strohdach gerne ihre Freizeit verbringen. In dieser Region ist auch die engste Stelle der Malaiischen Halbinsel, der Isthmus von Kra. Die Entfernung zum westlich gelegenen Sungbei Bati in Myanmar beträgt nur etwa 40 Kilometer.

Chaiya-Wat Phra Boromathat Chaiya
Wir waren zum Khao Sok Nationalpark unterwegs, doch bis dorthin lagen noch viele Kilometer vor uns. Ein Pick-Up Wagen voll mit Kokosnüssen und einem dressierten Kurzschwanzmakaken-Affen überholte uns. Saran erzählte mir, dass diese Affen, wenn sie Lust haben, 500 bis 1.000 Stück Kokosnüsse von den Bäumen drehen. Manche werden zu diesem Zweck auch an einem Seil gehalten. In der Gegend sah ich viele Palmölfabriken. Die Frucht der Palme für die Ölherstellung ähnelt der Frucht der Dattelpalme. Insgesamt gibt es an die einhundert verschiedene Arten von Palmen. Von der wirtschaftlichen Bedeutung steht in Südthailand allerdings die Kautschukproduktion an erster Stelle, gefolgt von Palmöl, Kokos und diversen Saisonfrüchten. Die Auswirkungen dieser großflächigen Monokulturen auf die Umwelt seien einmal dahingestellt.

Chaiya ist einer der ältesten und historisch bedeutendsten Orte im Süden Thailands. Hier fand man formvollendete Skulpturen aus der Srivijaya-Epoche. Dieses vom Mahayana-Buddhismus geprägte Königreich herrschte zwischen dem 7. und dem 13. Jahrhundert über die Malaiische Halbinsel und Teile Indonesiens.
Illustration im Wat Suan Mok
Die Figuren sind im Chaiya Nationalmuseum ausgestellt. Gleich neben dem Museum steht der bemerkenswerte und wichtigste noch erhaltene Srivijaya-Tempel Wat Phra Borommathat Chaiya. Der zentrale vom Wihan umschlossene Chedi ruht auf einem quadratischen Untergrund, besitzt vier Vorbauten und ein gestuftes Dach, das von einer Mini-Stupa gekrönt wird. Die vier Etagen der kreuzförmigen Anlage verjüngen sich nach oben und an jeder Ecke steht ein kleinerer Chedi. In den Wandelgängen des königlichen Tempels reihen sich unzählige Buddha-Figuren aneinander. Der Tempelbezirk wurde aufwendig restauriert und macht ein gutes Bild. Von der historischen Stätte fuhren wir ein paar Kilometer zum Meer und aßen in Phumriang direkt über dem Wasser zu Mittag. Das war auch gleichzeitig der südlichste Punkt im Golf von Thailand, den ich bei meiner Reise erreichte.

In der näheren Umgebung von Chaiya im Südwesten befindet sich das Meditationszentrum International Dhama Hermitage im Wat Suan Mok. Hier finden sich Buddhisten aus aller Welt ein, um die vom Tempelgründer vertretene Lehre der Einfachheit zu erfahren. Jeder Tempelbewohner nimmt die Pflicht körperlicher Arbeit auf sich. Aufwändige religiöse Zeremonien und Feiern gibt es keine, was
Anschwellender Fluss direkt neben der Khao Sok River Lodge
zusätzlich den Gedanken des einfachen Lebens betont. Der Tempel hat auch keine Versammlungshalle und hält sich streng an den buddhistischen Regelkodex. Am ersten Tag eines Monats starten die zehntägigen Kloster-Meditationszyklen. Gemeinsam mit Saran durchschritt ich die im Grünen liegende ruhige Anlage. In einer Art Ausstellungshalle waren allerlei interreligiöse Wandbilder zu sehen, die meine Aufmerksamkeit erregten. In einigen dieser Bilder wurde auf diverse Verfehlungen so mancher Religion hingewiesen.

Es war schon später Nachmittag und bis zum Nationalpark war es noch weit. Langsam wurde es finster und starker Regen setzte ein. Dieses Szenario kannte ich schon von der letzten Rundreise. Saran verfuhr sich in der Finsternis. Die Gegend wurde immer einsamer und Licht gab es nirgends mehr. Wir sahen einen Wagen der Stromgesellschaft am Straßenrand parken. Gegen 20 Uhr fuhren in den Khao Sok Nationalpark ein. Der Ort direkt an der Einfahrt war stockdunkel. Die mühsame Quartiersuche begann. Es schüttete in Strömen und offenbar gab es in der gesamten Region einen Stromausfall. Nach einiger Zeit fanden wir die Khao Sok River Lodge und checkten bei Kerzenlicht und Nässe ein. Die Inhaberin nervte mich mit dem Verlangen des Passes
Felsformation in Ao Luek
und einer sofortigen Bezahlung. Beides verweigerte ich strikt mit dem Hinweis auf fehlendes Licht und den Regen. Wir waren zwar geschützt, doch standen im Grunde im Freien. Mein Koffer musste über einen langen Holzsteg auf Pfeilern zum Zimmer getragen werden. Dazwischen regnete es immer wieder herein. Das Zimmer war zwar ganz nett, aber modrig feucht. Neben dem Haus schwoll ein Fluss durch den Regen ordentlich an. Es war eine leicht beunruhigende Situation. Nach etwa zwei Stunden kam der Strom wieder und es funktionierte dann sogar das Internet. Von den unangenehmen äußeren Zuständen war ich etwas aufgekratzt, hatte ich mir doch den Besuch des Nationalparks ein wenig anders vorgestellt.

Die Nacht vom 6. auf den 7. Oktober regnete es durch. Der starke Dauermonsunregen hörte auch in der Früh nicht auf und so war der Besuch des Nationalparks leider ausgeschlossen. Die Einfahrt sah sehr schön aus. Ich stieg schnell aus dem Wagen und schoss ein paar Erinnerungsfotos. Auch das war nur mit Schirm möglich. Der 738 Quadratkilometer große Park und die umliegenden Naturschutzgebiete gehören angeblich zu den allerschönsten Waldgebieten Thailands. Das Gebiet ist die Heimat von Elefanten, Tigern, Bären, Wildschweinen, Affen und über 180 Vogelarten. Trotz der Bemühungen der Wildhüter fallen auch hier immer wieder Elefanten und Tiger Wilderern zum Opfer. Während des Frühstücks, das eigentlich schon fast ein Mittagessen war, so spät war es bereits, hörte der Regen endlich auf. Der Nebel und die Wolken hingen in den Bäumen der Berghänge und vereinzelt blinzelte die Sonne durch. Das tat gut nach fast achtzehn Stunden Regen.

Thanbok Khoranee Nationalpark
Wir näherten uns dem Ziel der Reise, der Stadt Krabi in der gleichnamigen Provinz, wo mitunter die schönsten Strände der Welt zu finden sein sollen. Ich war gespannt, nahm aber diese Vorschusslorbeeren nicht allzu ernst. Ich hatte schon vieles gelesen oder gehört, was sich in der Folge nach meinen persönlichen Empfinden gänzlich anders präsentiert hatte. Die Kalksteinformationen im Meer vor Krabi werden auch manchmal mit jenen in der Ha Long Bucht in Vietnam verglichen. Darauf war ich besonders neugierig, denn die Spitzen und Hügel in der Ha Long Bucht waren überaus beeindruckend. Schon vor der kleinen bereits in Küstennähe liegenden Stadt Ao Luek erheben sich immer wieder schöne Formationen. In der Stadt selbst stehen reihenweise interessante Kalksteinberge. Besonders aufgefallen ist mir bei der Einfahrt in die Stadt jener Felsen, der einen großen Durchbruch wie ein Fenster auf die gegenüberliegende Seite hat. Nicht weit von Ao Luek entfernt befindet sich der 104 Quadratkilometer große Thanbok Khoranee Nationalpark, der auch 23 Inseln umfasst. Der 86. Nationalpark Thailands wurde am 30. September 1998 ins Leben gerufen und gehört zur Provinz Krabi, rund 45 Kilometer von der Stadt entfernt. Der Park bietet Öko-Tourismus und eine Vielfalt
Thanbok Khoranee Nationalpark
großartiger Attraktionen wie unterirdische Flüsse, Höhlen mit teils prähistorischen Zeichnungen, Wasserfälle mit Miniaturstufen inmitten einer Kalksteinlandschaft, Naturpfade, Mangrovenwälder, Korallenriffe, kristallklares Wasser und herrliche Strände. Auf die Inseln können nur Tagesausflüge gebucht werden. Ich durchschritt an einem befestigten Pfad jenen Teil des Areals, wo der Bok Khorani Fluss aus dem unterirdischen Lauf des Kalkfelsens tritt, und sich als schöner smaragdgrüner See im Schatten des immergrünen Regenwalds zeigt. In vielen niedrigen Kaskaden strömt das Wasser unaufhörlich seinem Ziel, der Andamanen-See, entgegen. Seine Quelle liegt nur vier Kilometer entfernt in einem Tal. Teile des Weges waren überflutet oder eingebrochen, sodass nicht immer klar war, wie weit man noch gehen konnte. Es war jedenfalls beeindruckend, wie sich das Wasser seinen Lauf suchte. Das Wetter war in der Zwischenzeit wieder bestens und auf diese Weise kam ich doch noch in den Genuss eines Nationalparks an diesem Tag.

Wat Tham Sua bei Krabi
Interessanterweise streiften wir Krabi-Stadt beim Einfahren nur und steuerten direkt auf den Küstenort Ao Nang zu, wo die traumhaften Strände liegen. Ein Bekannter von Saran, der in Thailand eine Reiseagentur betreibt, hatte mir bereits ein Zimmer in einem guten Hotel gebucht. Hier passte fürs Erste einmal alles und abends trafen wir uns kurz mit dem Agenturbesitzer, um ein paar weitere Pläne zu besprechen.
Die Provinz Krabi war bis zur Eröffnung des Flughafens im Jahr 1999 noch ein Geheimtipp für Thailandkenner, die Ruhe und Abgeschiedenheit suchten. Davon konnte bei meinem Besuch keine Rede mehr sein. Ao Nang ist hoch kommerzialisiert und viele Dienstleistungen sind stark überteuert. Eine Verkaufsstelle reiht sich an die andere, doch im Grunde sind die Angebote überall gleich. Man hat das Gefühl, es herrscht kein Wettbewerb, und es gibt eine Art Verkaufskartell. Am ersten Tag stand ein wichtiger Punkt auf der Tagesordnung, der Besuch des Krabi Immigration Center zwecks Verlängerung meines Visums. Gerade als wir vom Hotel wegfuhren und ich noch schnell Bargeld aus dem ATM zog, begann es heftig zu schütten. Saran musste mich vom Automaten abholen, so arg war es. Die Visumverlängerung klappte glücklicherweise anstandslos und auch ohne Wartezeit. Für dreißig weitere Tage waren rund fünfzig Euro zu bezahlen, im Grunde eine Zumutung, wenn man bedenkt wie viel Geld ich und auch andere Touristen im Land lassen. An solchen Beispielen sieht man die Staatsmacht und ihre Willkür, wobei das ein harmloser Fall ist.

Abschied von Saran bei "Ancient Thai Travel" der Reiseagentur von Peter und Nan in Krabi
Wir fuhren weiter zum acht Kilometer nördlich der Stadt liegenden Tigerhöhlenkloster Wat Tham Sua. In diesem Felsen soll angeblich ein Tiger Zuflucht gesucht haben und eine Zeitlang mit dem Tempelgründer in der Höhle gelebt haben. Der Tempel ist einer der bekanntesten in den Waldgebieten im Süden Thailands, aber architektonisch keine Offenbarung. Ein riesiger Turm aus Beton war gerade im Entstehen, seine Fertigstellung könnte aber noch Jahre dauern, so meine Vermutung. Eine steile Treppe mit fast 1.400 Stufen führt auf den Gipfel der Klippe. Bedingt durch den Regen musste ich den Aufstieg auf ein anderes Mal verschieben.

Am frühen Nachmittag besuchten wir die Reiseagentur von Peter, einem Deutschen und Nan, seiner sympathischen thailändischen Frau, die zwischen Krabi und Ao Nang liegt. Es war schön, einen Ansprechpartner für weitere Pläne gefunden zu haben, da Saran zurück nach Bangkok musste. Mit professioneller Unterstützung geht alles eine Spur runder und schneller. Schließlich war der Moment des Abschieds gekommen. Saran brachte mich zurück ins Hotel und machte sich auf die lange Rückreise nach Hause. Wie immer war ich ein wenig traurig, wenn mich lieb gewonnene Menschen verlassen mussten. Ich winkte dem Wagen hinterher und ging auf mein Zimmer. Das Hotel war sehr schön, doch es bestand ein gravierendes Problem. Man hatte offenbar beim Internet-Zugang gespart, da es laufend Unterbrechungen gab und der Upload kaum funktionierte. So konnte ich nicht arbeiten. Ich reklamierte an der Rezeption, doch wie zu erwarten war, ergab sich keine Verbesserung. Ich hatte in den vielen Häusern, in denen ich abgestiegen war, gelernt, nicht lange herum zu fackeln in solchen Fällen. Es war klar, dass ich mich am nächsten Tag nach einer Alternative umsehen würde.
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